Mirko Baselgia
Das erste Werk von Mirko Baselgia (* 1982 in Lantsch/Lenz), das wir 2015 erworben haben, war ein aus zerbrechlicher Keramik gegossener „Bastung” – „Stock” auf Romanisch – ein Pilgerstock, der eine Reflexion über die meditative Dimension des Spazierens ist.
Mirko leidet seit seiner Geburt an einer erblichen Fischschuppenkrankheit, einer Ichthyosis vulgaris („Ichthyo-” aus dem Altgriechischen für „Fisch”). Die sich lösenden, mit dem blossen Auge sichtbaren, fischschuppenförmigen Hautabfälle hat er durch Holzschilder aus duftendem Arvenholz nachgebildet. In seiner Werkserie „landscape” werden diese grossflächigen und neuen Formen übereinandergeschichtet.
Ist es sein Wunsch nach einer „Ritterrüstung”, an der alles abperlt, und die sich schützend gegen die Verdrängung von Natur und Menschen aus dem Paradies auflehnt? Oder ist es sein Versuch, durch „biologische” Kunst für die Natur verlorene Territorien bzw. Innenräume zurückzuerobern? Mirkos Konzept basiert auf der Verbindung von traditionellem Handwerk und natürlichen, nachhaltigen Materialien. Bei „unfoldig” entfaltet sich das Pigment, das aus der farbigen Bündner Gesteinsvielfalt gewonnen wurde, auf einer feinen Leinwand. Es sind keine idyllischen Reproduktionen des romantisierten Alpenlebens für unsere städtischen Projektionen, sondern subtile Allegorien unserer Verletzlichkeit. Sie sind ein Anstoß, die an Macht und Masse verlierende Alpenlandschaft zu respektieren.